Die Operette «Die Csárdásfürstin» wird geprägt vom politischen und gesellschaftlichen Hintergrund ihrer Entstehungszeit im späten Habsburgerreich, unmittelbar vor dem Zusammenbruch der alten Ordnung Europas durch den Ersten Weltkrieg.

Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte zwischen dem adeligen Fürstensohn Edwin und der Varieté-Chansonette Sylva. Das Stück thematisiert damit die Spannung zwischen alter aristokratischer Ordnung und dem aufstrebenden Bürgertum. Es ist eine subtile Kritik an starren Hierarchien und widerspiegelt eine Gesellschaft im sozialen Umbruch.

Die Varieté-Chansonette Sylva verkörpert eine moderne, selbstbewusste Frau, die für ein neues weibliches Selbstverständnis steht. Sie stellt keine unterwürfige weibliche Figur dar, sondern eine eigenständige Persönlichkeit, die sich nicht auf eine heimliche Beziehung einlässt. Erst als Edwin bereit ist, zu ihr und ihrer Liebe öffentlich zu stehen – ungeachtet der Standesunterschiede und gesellschaftlicher Zwänge – öffnet sie sich ihm.

Andererseits beschwört das Werk mit seiner eingängigen Musik – einer Mischung aus Balkan-Folklore und Wiener Walzercharme – die Sorglosigkeit. Uraufgeführt während des Ersten Weltkrieges, wirkt die Operette wie eine Flucht aus der harten Wirklichkeit des Krieges in eine glamouröse, lebensfrohe Welt. Alles Krisenhafte sollte vom Tisch gewischt werden, was auch in den Liedtexten immer wieder zum Ausdruck kommt: «Hurra, man lebt ja nur einmal, und einmal ist keinmal»… «Bruderherz, ich kauf mir die Welt, was liegt mir am lumpigen Geld! Weisst du wie lange noch der Globus sich dreht, ob es morgen nicht schon zu spät»… «O jag’ dem Glück nicht nach auf fernen Wegen»… «Das Glück wohnt überall, denn überall wohnt Liebe»… «Her mit dem Champagnerwein, Liebe sollst du leben»… «Im Wogen des Balles vergisst man alles, da lebt man das Leben erst ganz»… «Tanzen möcht ich, jauchzen möcht ich in die Welt es schrein»… «Mag die ganze Welt versinken, hab’ ich dich»… «Drum tanz’, mein Lieber, eh’s vorüber»…

 

1. Akt

Im Varietétheater «Orpheum» in Budapest gibt die berühmte Chansonette Sylva Varescu ihre Abschiedsvorstellung. Sie will nach Amerika aufbrechen. Ihr Verehrer, der Wiener Fürstensohn Edwin Lippert-Weylersheim, will sie davon abhalten und unterschreibt unter notarieller Aufsicht und vor allen Gästen ein Versprechen, sie innert acht Wochen zu heiraten.

Edwins Eltern lehnen die Verbindung wegen des Standesunterschieds strikt ab und fordern ihn per Telegramm wiederholt auf, die Beziehung sofort zu beenden. Schließlich erzwingen sie Edwins Rückkehr nach Wien, indem sie eine militärische Einberufung veranlassen.

Nach seiner Abreise erfährt Sylva von Graf Boni, einem Freund Edwins, dass sich dieser mit seiner Cousine, Komtesse Stasi, verloben soll und das Fürstenpaar bereits eine Verlobungsanzeige gedruckt hat. Zutiefst enttäuscht fühlt sich Sylva hintergangen und reist in Begleitung von Graf Boni nach Amerika, wo ihr das schmerzliche Erlebnis im «Orpheum» den Namen «Csárdásfürstin» eintrug.

2. Akt

Im Schloss der Fürstenfamilie in Wien sind hochrangige Gäste zum Gartenfest geladen. Das Fürstenpaar will die Verlobung ihres Sohnes Edwin mit Komtesse Stasi bekanntgeben. Auch Sylva erscheint – überraschend, und zwar als vermeintliche Gattin von Graf Boni.

Edwin erkennt Sylva und ihre Liebe flammt neu auf. Edwin fasst den Plan, Graf Boni zur Scheidung von Sylva zu überreden. Eine geschiedene Gräfin, denkt er, könne er standesgemäss heiraten. Boni kann in die Scheidung gerne einwilligen, ist diese vorgetäuschte Ehe doch nur eine von Sylva erfundene Komödie. Zudem interessiert sich Boni heute Abend nur für die Komtesse Stasi.

Als der ahnungslose Fürst die Verlobung von Edwin und Stasi bekanntgeben will, bekennt Edwin öffentlich seine Liebe zu Sylva. Doch diese erkennt, dass Edwin nur eine geschiedene Gräfin heiraten will und nicht die Chansonette. Entschlossen, die hochmütige Gesellschaft zu brüskieren, lässt Sylva die ganze Affäre auffliegen und verlässt mit Boni die geplatzte Verlobungsfeier.

3. Akt

Zurück in Budapest, versuchen Feri básci und Graf Boni die zutiefst enttäuschte Sylva im Varietétheater «Orpheum» aufzuheitern. Sie soll wieder als Chansonette auftreten und in der Kunst Trost suchen.

Edwin ist ihr nachgereist, um doch noch alles zum Guten zu wenden. Und auch der alte Fürst erscheint im «Orpheum», wo er von Feri básci erfährt, dass auch seine eigene Frau, Fürstin Anhilte, einst eine Chansonette war. Das bringt einen Wandel in die Haltung des Fürsten: er akzeptiert die Liebe seines Sohnes zu Sylva – Standesunterschied hin oder her.

Und auch Boni findet in Stasi seine wahre Liebe und «Tausend kleine Engel singen: Habt euch lieb!»